Nachhaltigkeit bei WoolFit - ein Interview zwischen Angelina von Hausschuhexperte.de und WoolFit Gründer Benni.

"Was bedeutet für Dich Nachhaltigkeit?"

"Leider ist das Wort heutzutage schon ganz schön verwässert - es gibt ja kaum noch etwas, das nicht als "nachhaltig" verkauft wird, sobald auch nur ein kleiner Anteil an natürlichen Materialien enthalten ist.

Für mich bedeutet Nachhaltigkeit, die Welt durch unsere Produkte nachhaltig zu verbessern."

"Was bedeutet es für Dich, ein nachhaltiges Unternehmen zu führen?"

"Für mich bedeutet es, dass man sich seiner Verantwortung gegenüber der Umwelt und den Menschen, die die Produkte herstellen, bewusst ist. Als Unternehmer:in hat man durch sein wirtschaftliches Handeln einen wesentlich größeren Einfluss auf die Umwelt, als als Einzelperson.

Wir haben das Glück, dass wir Produkte herstellen, die man sehr schön auf Nachhaltigkeit optimieren kann. In anderen Branchen ist es vermutlich schwieriger, aber jede:r Unternehmer:in sollte sich fragen, wie man das eigene Unternehmen vielleicht etwas nachhaltiger gestalten kann."

"Was tut dein Unternehmen aktiv für die Nachhaltigkeit?"

"Ich denke, bei uns sind es viele Kleinigkeiten. Eben dieses ständige Optimieren der gesamten Wertschöpfungskette. Wir nutzen regionale, mulesingfreie Wolle – ein nachwachsender Rohstoff, der bei traditioneller Schafhaltung sogar wasserneutral erzeugt werden kann. Bei der Reinigung der Wolle wird für gewöhnlich viel Wasser verschwendet. Unsere Produktion in Kirgistan fängt das Abwasser auf, reinigt es durch mechanische Filter und stellt das mit Mikronährstoffen angereicherte Wasser der angrenzenden Farm zur Verfügung.

Das Leder fällt als Nebenprodukt der Fleischproduktion an und wird chemiefrei gegerbt.

In Produktion, Verpackung und Versand meiden wir Plastik und versenden unsere Schuhe im Schuhkarton, welcher gleichzeitig als Versandkarton konzipiert ist.

Wir versenden zudem mit DHL GoGreen, um den aufkommenden CO2 Ausstoß zu verringern. Unseren eigenen Strombedarf decken wir größtenteils mit einer Photovoltaik-Anlage, zumindest wenn die Sonne scheint.

Im letzten Jahr haben wir im Harz 100 Eichen gepflanzt. Bei uns im Harz sieht man recht deutlich, wie der Klimawandel in Kooperation mit dem Borkenkäfer die Wälder beeinflusst."

"Was denkst du, muss sich in den Köpfen der Menschen verändern, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen?"

"Ich denke, dass viele Menschen nachhaltiger leben möchten. Oftmals scheitert es jedoch daran, seine Gewohnheiten zu ändern, denn diese sind tief in uns verwurzelt. Da geht es viel um Bequemlichkeit und damit meine ich nicht das wundervolle Fußgefühl unserer WoolFit Schuhe.

Natürlich ist es angenehmer, mit dem Auto zu fahren, statt mit dem Zug. Oder Fleisch zu essen, statt Tofuwürstchen. Und ein T-Shirt für 5 Euro zu kaufen, tut auch weniger weh als 40 Euro auszugeben. Obwohl wir vermutlich entspannter im Zug, gesünder mit Gemüse und zufriedener mit einem fairen Qualitätsprodukt wären.

Das ist auch ein Lernprozess. Ich hab früher auch Döner gefuttert, bei Amazon Schrott aus China bestellt und Strecken, die länger als mein Auto waren, bin ich gefahren. Irgendwann hab ich mich jedoch entschieden, auch nach meinen ethischen Überzeugungen zu handeln und lebe seitdem auch viel zufriedener.

Um den Menschen das Umsetzen ihrer nachhaltigen Vorsätze zu erleichtern, bedarf es einfach konsequentere Regeln, die umweltfeindliches Verhalten verringern und Anreize, um umweltfreundliches Verhalten zu fördern. Um es einfacher zu sagen, eine Wurst sollte nicht weniger kosten als eine Bio-Zucchini und ähnlich sollte es auch bei anderen Konsumgegenständen sein."

"Warum ausgerechnet Nepal und Kirgistan? Ist das noch nachhaltig?"

"Am nachhaltigsten ist es selbstverständlich, alles so regional wie möglich in Deutschland zu produzieren. Ich sehe die Nachhaltigkeit aber auch darin, Entwicklungsländer zu unterstützen und zu helfen, dort eine "nachhaltig bestehende" Wirtschaft aufzubauen. Nepal und Kirgistan sind beides sehr arme Länder. Im Gegensatz zu Deutschland mit seiner Autoindustrie, ist dort die Filzverarbeitung und Handwerkskunst einer der wichtigsten Wirtschaftszweige. Beide Länder haben zudem ein enormes Import>Export Gefälle. In Nepal z.B. beträgt der Anteil des Imports 90% und des Exports 10% am Warenverkehr. Dadurch fahren und fliegen volle Transportmittel ins Land und leere kehren wieder zurück, wodurch unsere Waren in gewisser Weise einen Teil des Weges "trampen". Ich bin der festen Überzeugung, dass ein fairer Handel und eine wirtschaftliche Unterstützung für Entwicklungsländer wie Nepal und Kirgistan das Fundament für mehr Bildung und mehr Gerechtigkeit bilden. Das ist wiederum das Fundament für eine grünere Zukunft, denn die Erde hat nichts davon, wenn wir uns in Deutschland im Wohlstand das Privileg erarbeitet haben, nachhaltig leben zu können, während am anderen Ende der Welt aus Armut am Umweltschutz "gespart werden muss"."

"Umweltschonend vs. Qualität (Haltbarkeit, Funktionalität…) – Ist das ein Konflikt oder genau das Gegenteil?"

"Letztendlich sind all unsere nachhaltigen Bemühungen für die Katz, wenn die Produkte nicht ihren Zweck erfüllen und entsprechend lange halten. Daher ist eine gute Qualität das A und O bei unseren Hausschuhen. Bei einem unserer Schuhtypen war die Filz-Latex Sohle nicht sehr haltbar und innerhalb von einem Monat durchgelaufen. Die haben wir alle anstandslos zurückgenommen und erstattet. Qualität ist für uns daher natürlich auch wirtschaftlich zwingend notwendig, da wir die Überzeugung haben, dass nur nachhaltig zufriedene Kunden wieder bei uns kaufen und wir daher jeden Schuh bei Unzufriedenheit zurücknehmen."